Veröffentlicht am 19. Juni 2018
Vor einigen Wochen bin ich vom Pictures Magazin interviewt worden. Der Grund, eine Portfolio Vorstellung. Wahnsinn! Mein Portfolio in einem deutschlandweit erscheinendem Fotografiemagazin.
Nun ist die Ausgabe endlich erschienen (07-08/2018). Wie du dir sicher vorstellen kannst, konnte ich es kaum erwarten, ein gedrucktes Exemplar in der Hand zu halten und natürlich auch darüber zu berichten.
Ich finde der Artikel ist wirklich toll geworden. Vielen Dank an die Redaktion des Pictures Magazin für die tolle Zusammenarbeit und natürlich auch an Locationscout.net, wodurch die Redaktion erst auf mich und meine Bilder aufmerksam wurde.
Ein Interview ist natürlich immer etwas länger und man redet (bzw. in diesem Fall "schreibt") über mehr als das was nachher im fertigen Artikel steht. Daher möchte ich dir hier die Möglichkeit geben das gesamte Interview nachzulesen. Wenn du noch andere Fragen hast oder dir was anderes auf der Zunge brennt, keine falsche Scheu, nutz die Kommentarfunktion und tipp los. Ich freu mich drauf.
Viel Spaß beim lesen und bis bald
Robert
1. Beschreibe dich doch bitte mal in drei Sätzen so umfassend wie möglich.
Meine Leidenschaft ist die Fotografie und alles was damit zu tun hat. Ich versuche stets freundlich zu sein und Anderen zu helfen wo ich kann. Mir liegt die Umwelt sehr am Herzen und ich versuche täglich meinen Beitrag dazu zu leisten, damit Sie uns noch lange erhalten bleibt.
2. Beschreibe kurz deinen Werdegang…und wie du dann zum Fotografieren gekommen bist.
Es war im Sommerurlaub 2012 als ich das ersten Mal die Kamera eines Freundes in der Hand hielt. Ich war völlig überfordert mit den ganzen Funktionen. Es hat mir trotzdem direkt unfassbar viel Spaß gemacht, Momente und Motive einzufangen. Während des ganzen Urlaubs habe ich die Kamera nicht mehr aus der Hand gegeben. Auch nach der Heimkehr hatte das "Fotofieber" mich noch weiter im Griff, in der Zeit nutzte ich mein Handy so gut es ging und fing an zu sparen. Ein paar Monate später war es dann soweit, ich hatte meine erste eigene Kamera, eine kleine Canon 550D. Ich fing an drauflos zu „knipsen“, zu lernen, Bücher zu lesen, Tutorials durchzuarbeiten, mir Tipps und Tricks von Fotografen zu holen, um schnell besser zu werden.
Ein großer und wichtiger Moment in diesem Lernprozess war ein Morgen in Bonn. Frühling 2015, ich sah ein Bild auf Instagram von der Heerstraße (Bonn) während der Kirschblüte. Ich wollte unbedingt auch so ein Foto machen. Also schrieb ich den Fotografen an, fragte ihn wo und wann genau das denn aufgenommen worden sei. Manuel schrieb mir, beantwortete meine Frage und stellte mir die Gegenfrage "Hey wollen wir nicht zusammen hin?" (so oder so ähnlich ist es abgelaufen). So kam es dann auch. Wir trafen uns ein paar Wochen später dort und fotografierten zusammen dieses wunderschöne Naturschauspiel. Aus diesem spontanen Treffen wurde eine sehr gute Freundschaft. Durch Manuel lernte ich dann auch Florian kennen, der ebenfalls ein sehr guter Freund geworden ist. Durch die beiden habe ich so viel in kurzer Zeit dazu gelernt, so schnell hätte ich mich niemals nur durch Lesen und vor mich hin Werkeln verbessern können. Deshalb nutze ich die Chance um euch hier einmal Dankeschön zu sagen. Danke für eure Freundschaft und eure Unterstützung.
3. Was wolltest du als Kind denn werden?
Das was alle Kinder werden wollen, groß werden… ist mir auch ganz gut gelungen mit 1,98 m.
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr so wirklich. Aber als ich 14/15 Jahre alt war, wollte ich immer Landschaftsgärtner werden. Ich war schon immer gerne draußen in der Natur. Später habe ich mich dann aber bewusst für einen Bürojob entschieden. Meine notwendige Dosis firsche Luft und Natur bekomme ich aber trotzdem, durch die Landschaftsfotografie.
4. Was ist dir persönlich beim Fotografieren wichtig?
Emotion / Stimmung ! Mir ist es wichtig, dass die Bilder etwas beim Betrachter auslösen. Es gehört so viel mehr zur Fotografie als nur Technik. Für mich beginnt das Fotografieren oder besser gesagt die Fotografie nicht erst mit dem Drücken des Knopfes auf der Kamera, sondern schon viel früher.
Fotografie bedeutet für mich mehr, als nur das bloße Abliefern von Ergebnissen. Das Ergebnis ist wichtig, das steht außer Frage, aber ebenfalls sehr wichtig ist der Weg dorthin. Das Erlernen neuer Fähigkeiten, das Reisen, die Gespräche mit anderen Fotografen, mit Kunden und Fotografiebegeisterten, die Momente vor Ort erleben und noch viel mehr. All das prägt, verändert den Fotografen und lässt ihn wachsen. All die Kleinigkeiten spiegeln sich auf eine gewisse Art und Weise nachher in den Bildern wieder.
Aber auch beim Erstellen des Fotos bedarf es mehr als nur das Drücken des Auslöseknopfes. Die Entstehung eines guten Fotos beginnt für mich schon beim "Kennenlernen". Egal ob es das Vorbereiten und Auskundschaften für ein Sonnenuntergangsfoto an einem Landschaftsspot ist oder das Händeschütteln mit einen Menschen, der sich ein Portrait wünscht. Eine sympathische Atmosphäre, ein entspanntes Miteinander oder einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, ist schon die halbe Miete. Denn ein Foto hält nicht nur eine Szenerie oder das Äußere eines Menschen auf dem Chip fest, sondern auch die Stimmung und die Emotion in diesem Moment. Genau das macht ein Foto für mich erst besonders.
5. Du bist im Rheinland beheimatet und fotografierst viel hier in der Umgebung. Was sind da deine liebsten Hotspots?
Meine beiden Lieblingsorte sind unmittelbar in meiner Nähe. Zum einen die Wahner Heide. Sie ist fotografisch nicht immer ganz einfach aber es ist einfach schön dort. Ganz besonders wenn im August / September die Heide in der Blüte steht. Zum anderen die Wahnbachtalsperre. Ich wohne circa 5 min mit dem Rad vom Ufer entfernt und im Sommer kommt es schon häufig vor, dass man nach Feierabend mal kurz (auch mal ohne Kamera und anstatt dessen mit einem kühlen Getränk) ans Ufer fährt und einfach die Natur genießt.
Rein fotografisch finde ich hier bei uns aber den Dom am spannensten. Jedes mal wenn ich in Köln bin, erfreut mich sein Anblick. Der Dom ist das bekannste und meist fotografierte Motiv hier in der Gegend und das nicht ohne Grund. Ob ich vom Rheinboulevard, von der Domplatte oder vom Triangle Tower drauf schaue, es ist immer wieder schön. Er ist einfach sehr fotogen.
6. Welche Ausrüstung begleitet dich? Warum gerade diese Sachen?
Meine Kamera (Fujifilm XT-2) natürlich und dazu meine beiden Objektive 10-24 mm f4 (für die Landschafts- und Städtefotografie) und mein 56 mm f1.2 (für die Portraitfotografie, wird aber auch ab und zu zweckentfremdet). Immer dabei ist ein Stativ. 80% meiner Bilder entstehen mit Stativ. Es erleichtert das Fotografieren in vielen Hinsichten, z. B. mehr Genauigkeit beim Bildaufbau. Es ermöglicht längere Belichtungszeiten, kein Verwackeln usw.. Um diese Zugewinne nicht wieder zur nichte zu machen, ist ein Fernauslöser auch immer dabei, damit ich die Kamera nicht durch das Drücken des Auslösers unnötig anstoßen muss. Ebenfalls dabei sind Graufilter. Sie ermöglichen mir auch bei Helligkeit längere Belichtungen zu machen um beispielsweise Wasser geschmeidig darzustellen oder Wolken eine gewisse Dynamik zu verleihen. Diese drei zur Kamera zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände würde ich als super „Starterkit“ beschreiben und jedem Anfänger ans Herz legen sich diese anzuschaffen bevor man sich mit dem viertem Objektiv oder weiterer Ausrüstung beschäftigt..
7. Was fasziniert dich an deinen Spezialgebieten Landschaft/Natur?
Mich fasziniert die Natur selbst. Ich bin sehr gerne draußen, in den Bergen, am Meer, eigentlich egal wo, hauptsache Natur. Ich bin quasi ein Naturbursche. Ich kann mich über eine stürmische Küste freuen aber auch über ein stilles Plätzchen im Wald. Mir liegt etwas daran, den Betrachtern meiner Bilder vor Augen zu führen wie schön und eindrucksvoll die Natur ist. Leider haben viele vergessen wie schön ein Sonnenuntergang sein kann. Wie beeindruckend es ist, wenn die Kraft der Wellen auf eine Felsküste einwirkt. Und wenn wir Menschen wieder anfangen unsere Umwelt mehr wertzuschätzen, fangen wir vielleicht auch wieder damit an mehr auf sie zu achten, Müll zu vermeiden, die Meere nicht noch mehr zu verschmutzen, nicht jeden zweiten Baum zu fällen um mehr Weidefläche zu erhalten usw.. Diese Liste könnte man beliebig fortführen.
8. Hast du eine absolute Lieblingsstadt? Was vermittelst du Fotoanfängern, wenn du ihnen etwas über Städtefotografie beibringst? Was ist das Wichtigste dabei?
Das ist eine fiese Frage! Ich habe schon viele große und kleine Städte gesehen und die meisten haben mich wirklich überrascht. Wenn man mir aber ein Flugticket zu einer Stadt meiner Wahl schenken würde, die ich aber schon mal gesehen habe, dann würde es wahrscheinlich Valencia werden. Ich war schon 7 mal dort und verbinde viele tolle Erinnerungen mit der Stadt. Ich würde sie gern mal mit der Kamera besuchen. Damals als ich regelmäßig da war, hatte ich leider noch keine Verbindung zur Fotografie.
Im Bereich der Städtefotografie versuche ich Anfänger für Linien und Formen zu sensibilisieren und diese bewusst in den Bildaufbau zu integrieren. Ebenfalls ist der Zeitpunkt ein wichtiger Aspekt. Die blaue Stunde bietet sich immer sehr an, denn wenn die Lichter in der Stadt angehen, wird dem Bild noch ein gewisses Extra verliehen. Eine vermeintliche „Kleinigkeit“ ist ebenfalls sehr wichtig. Die Ausrichtung der Kamera. Ich versuche den Neulingen mit auf den Weg zu geben, dass die Kamera immer möglichst in der Waage auf das Motiv gerichtet ist (was natürlich nicht bei jedem Motiv geht) denn wenn man nach unten oder nach oben fotografiert, kommt es dazu, dass die Linien im Bild „stürzen“ und um das zu beheben kostet es viel Zeit in der Nachbearbeitung. Daher lieber „richtig“ fotografieren und Zeit am Rechner sparen.
9. Wie viel digitale Nachbearbeitung steckt in deinen Fotos?
Das ist sehr unterschiedlich. Mal ist es etwas mehr, aber manchmal bin ich auch nach ein paar Klicks fertig. Grundsätzlich versuche ich die Momente, die ich eingefangen habe, nur zu optimieren und nicht zu verändern. Einfach nur so darzustellen wie ich sie in dem Moment empfunden habe. Es kommt aber natürlich auch vor, dass ich gewollt über dieses hinaus meine Bilder bearbeite um eine gewisse Stimmung zu erzeugen.
10. Wie wichtig ist denn die entsprechend gute Homepage für einen Fotografen, du hast ja deine gerade überarbeitet?
Ich finde eine gute Präsentation der eigenen Werke sehr wichtig, schließlich steckt da eine Menge Arbeit hinter. Auf einer Homepage kann man sein Portfolio einfach viel schöner, stilvoller und geordneter darstellen als auf einer Social Media Plattform. Das ist gerade für Kunden sehr wichtig. Ein potenzieller Kunde möchte mit 2-3 Klicks dahin kommen wo er hin will und sich nicht erst durch 20 Landschaftsbilder klicken bevor er dann endlich das gesuchte Portrait findet. An oberster Stelle bei der Bewertung einer Homepage steht für mich hier wirklich die Struktur. Der Inhalt kann noch so überragend sein, wenn man ihn nicht schnell und gezielt finden kann, bringt einem der Inhalt nichts.
11. Hast du Vorbilder in der Kunst oder Fotografie?
Ja und ich finde es auch sehr wichtig Vorbilder zu haben. Sie dienen als Inspiration und Orientierung. Aber ich würde nicht sagen Kunst oder Fotografie, denn Fotografie ist Kunst!
Im Bereich der Portraitfotografie ist es Andreas Jorns. Der wie kaum ein Anderer seinen schlichten schwarz-weiß Bildern so viel Leben und Emotion verleiht. Man glaubt beim Betrachten seiner Werke fast, man stünde unmittelbar gegenüber des fotografierten Menschen und könnte spüren, wie derjenige sich fühlt. Zum anderen ist Andreas auch menschlich ein großes Vorbild. Seine Sichtweisen im Bereich der Fotografie und auch im Bezug auf das, was abseits der Kamera passieren muss, wie man mit Menschen agiert usw., sind einfach klasse.
In der Landschafts- und Städtefotografie sind es wahrscheinlich Elia Locardi und Stefan Forster. Elia, weil die Fotografie lebt. Er reist 365 Tage im Jahr mit seiner Frau Naomi um die ganze Welt auf der Suche nach neuen interessanten Perspektiven. Ich hatte das Glück und konnte während der Photokina 2016 nach dem Fujiwalk ein Bierchen mit den beiden trinken und was quatschen. Die Geschichten hinter den Bildern und die Berichte zu dieser speziellen Art und Weise zu leben haben mich sehr fasziniert. Stefan Forster finde ich beeindruckend, weil seine Bilder zum aller aller größten Teil in der Kamera entstehen. Stefan bearbeitet seine Bilder so gut wie gar nicht. Das ist pure Fotografie und die Resultate daraus sind fantastisch. Er hat ein besonderes Gefühl für Licht und Stimmung im Bereich der Landschaftsfotografie.
12. Was tust du außer zu fotografieren noch sehr gerne?
Ich bin gerne unterwegs mit Freunden und / oder meiner Freundin. Ich spiele Basketball. Ich wandere sehr gerne, was sich prima mit der Fotografie verbinden lässt. Und seit Anfang des Jahres nehme ich Schlagzeugunterricht.
13. Welche neuen Projekte stehen in naher Zukunft an?
Das gößte laufende Projekt habe ich momentan im Beruf. Ich mache zur Zeit meinen Fachwirt und im Herbst stehen nach knapp 3 Jahren endlich die Prüfungen an.
Wenn ich meinen Fachwirt abgeschlossen habe, möchte ich versuchen, mir einen Traum zu verwirklichen. Ich würde gerne mit Sea Sheperd zur See fahren und gegen illegalen Walfang / Fischerei, Umweltverschmutung und das Sterben der Arten kämpfen. Das ganze als Fotograf um die Arbeit der Organisation zu dokumentieren und dadurch Aufmerksamkeit zu generieren für diese gute und wichtige Sache. Um das zu verwirklichen muss aber einiges zusammenkommen. Es müssen mit dem Arbeitgeber Vereinbarungen für eine Freistellung oder ein Sabbatical getroffen werden. Weiterhin muss ein Bewerbungsverfahren durchlaufen werden und noch einiges mehr.
Für 2019 steht meine erste Überseereise an. Das wird für mich eine ganz neue Herausforderung. Das erste mal auf einem anderen Kontinent. Das erste Mal eine Rundreise durch ein oder vielleicht auch zwei Länder (Peru und Bolivien). Ich bin schon sehr gespannt auf dieses Abendteuer.
14. Hast du ein Lebensmotto?
Ja, „We have no plan(et) B“. Zudem achte ich bewusst darauf jeden Tag positiv anzugehen und zu genießen.